DIE ZEIT
Was denn, wieder schon so spät? Ein Blick auf die Armbanduhr verrät es, DIE ZEIT ist fortgeschritten. Unaufhörlich wandern die Zeiger auf dem Ziffernblatt voran und sie scheinen auch nur eine Richtung zu kennen - ist das nicht Wahnsinn? DIE ZEIT scheint sprichwörtlich einem durch die Finger zu rinnen, man könnte meinen wir befinden uns in einem nicht enden wollenden Hamsterrad. Taktgeber ist DIE ZEIT. Aber kann man diesen Teufelskreis nicht durchbrechen und einfach DIE ZEIT anhalten?
Stattdessen managen wir unsere Zeit. Immer mehr Aufgaben bürden wir uns auf. Unter dem Stichwort "Zeitmanagement" gibt es dafür sogar eine ganze Reihe von Ratgeberliteratur. Insofern sind wir alle kleine Manager, da könnten wir doch ruhig den Facility-Manager wieder Hausmeister nennen oder den Desk Manager wieder Sekretär sein lassen und Schwupps hätten wir ein paar tausend Mitglieder des Vereins zur Erhaltung der deutschen Sprache glücklich gemacht. So einfach geht das! Bei mir liegt da der Fall etwas anders, meine Zeit scheint immer knapp zu sein, auch nach eingehendem Studium dieser Bücher. Da müssen glaube ich Zeitdiebe am Werk sein. So eine Art Mainzelmännchen, die, wie landauf und landab bekannt ist, während man selber schläft in die Wohnung kommen um sie aufzuräumen nur eben das diese Zeitdiebe irgendwie fieser sind. Sie kommen um Zeit zu stehlen und Stress zu verbreiten. Wahrscheinlich ist es so wie in der Romanerzählung von Michael Ende, wie bei "Momo und den grauen Herren". Vor meinem inneren Auge sehe ich schon diesen dicken Fettwanst, der gemütlich im Schneidersitz vor sich hin grinsend auf meiner Schulter hockt und genüsslich an seiner Zigarre pafft. Unter diesen Umständen liebäugle ich damit einen Arzt aufzusuchen um mich mit Verdacht eines Burnouts im fortgeschrittenen Stadium krankschreiben zu lassen!
Wenn also DIE ZEIT stehenbleiben sollte, dann müsste sich einiges in unserer Leistungsgesellschaft ändern. Sie müsste quasi entschleunigt werden. Da holt uns die tägliche Nachrichtenlage aber wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Schlecht gelaunte Bahnkunden stehen dann da in den Bahnhöfen dieser Republik oder übel gelaunte Flugpassagiere sitzen in den Schalterhallen der Flughäfen fast jeder größeren Stadt ausgenommen davon ist natürlich Berlin, da wie jeder weiß vom BER noch keine Flugzeuge starten!
Wenn uns also dieser Zeitverlust nichts ausmachen würde, dann müssten wir doch in Form einer Willkommenskultur, die ja immer gegenüber Migranten eingefordert wird, unseren einheimischen Streikenden um den Hals fallen oder freudig die rote Verdi Fahne schwenkend in ihren Demonstrationszügen mit marschieren. Stattdessen will Arbeitsministerin Nahles den Streik kleinerer Gewerkschaften zugunsten mitgliederstärkerer Organisationen verbieten. Tja, da soll sich die gute Frau mal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Gehört sie doch der SPD an, der Partei also, die zurzeit Juniorpartner in der großen Koalition in Berlin ist, würden diese Regeln auf den Politikbetrieb übertragen, wäre sie sicherlich die Erste, die ihren Ministersessel räumen müsste.
Und wenn mal wieder die Piloten streiken sollten, ist doch alles kein Problem. Dann machen Sie eben mal einen Erlebnisurlaub mit der ganzen Familien und der Bundeswehr. Die fliegt sie zu fernen vom Tourismus unberührten Destinationen in die Krisengebiete dieser Welt. Genießen Sie zum Beispiel den bleihaltigen Sand unter der brennenden Sonne von Somalia oder begeben sie sich auf eine mörderische Verfolgungsjagd mit den islamischen Glaubenskämpfern in Kobane, da werden auch bei Ihnen Kindheitserinnerungen von Indianer und Cowboyspielen früherer Tage wieder wach werden, mit dem Unterschied, dass das hier alles ein bisschen realistischer ist.
Es könnte aber sein, was wir natürlich alle nicht hoffen wollen, dass ausgerechnet Ihre Transall wegen Materialermüdung im türkischen Tikrit zwischen landen muss und ob sie dann noch rechtzeitig zu ihrem wohl verdienten Urlaub kommen, ich wage es zu bezweifeln. Aber dafür erklärt uns Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen heute im Bundestag zur Erinnerung: das war die Powerfrau mit den sieben Kindern - wie sie die Truppe zum attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands machen will. Wäre das nicht ein lohnender Berufswunsch im nächsten Leben? Obergefreiter oder Offiziersanwärter bei der Bundeswehr?
In diesem Sinne, bleiben Sie neugierig!!
Text von Dirk Exner