Der Personaler
Heute möchte ich mit Ihnen über einen Menschenschlag reden, der einen immer größeren Stellenwert in meinem und wahrscheinlich auch dem Leben vieler tausender Bundesbürger einnimmt PERSONALER. Überall, wo man sich um eine Arbeitsstelle bewirbt, hat man es mit diesem Typus Mensch zu tun, ob mit der Personalabteilung oder dem Personalleiter selbst.
In unserer Zeit sind PERSONALER meiner Meinung nach die modernen Gatekeeper. Wurden früher dafür vor allem Journalisten in Zeitungsredaktionen eingestellt, damit nur ausgewählte Nachrichten in den gedruckten Zeitungsausgaben erschienen, haben heute PERSONALER diesen Job in modernen Unternehmen übernommen. Sie sind diejenigen, die den Stapel an eingehenden Stellenbewerbungen sichten, der sich wahrscheinlich bei ihnen auf den Bürotischen türmt. Und sollte jemand auf die Idee kommen, für eine pädagogische Frühförderungsmaßnahme das Schaffen von PERSONALERN für unsere Kindergartenkinder verfilmen zu wollen, dann würde dieser wohl als modernes Aschenputtel durchgehen, getreu dem Motto: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.
Andererseits, können Sie sich noch ein Leben ohne diese Art von Mitbürgern vorstellen? Fehlt uns dann nicht was? Gewiss, in Deutschland gäbe es die Vollbeschäftigung, weil ja keiner mehr da ist, um Bewerbungen auszusortieren. Unsereins würde aber auch nicht mehr mit einer zeitlichen Verzögerung von Monaten Antwortschreiben mit dem zwar lapidaren, aber über die Jahre doch liebgewordenen Satz bekommen: "Wir danken Ihnen für Ihr Interesse an unserem Unternehmen, aber einen Arbeitsplatz für Sie haben wir leider auch nicht."
Als weitere Konsequenz hätte auch die ganze Landschaft der Arbeitsagenturen ihre Daseinsberechtigung verloren, denn den gemeinen Arbeitssuchenden würde es ja nicht mehr geben. Wir könnten auch nicht mehr die bekannte 0800 Nummer anrufen, unter der uns eine sympathische Männerstimme begrüßt, um uns mitzuteilen, dass wir uns heute für den telefonischen Service entschieden haben, bevor sie uns mit dem Fräulein des Call-Centers in München Pasing verbindet. Herr Weise hätte keinen Grund mehr, um vor die versammelte Hauptstadtpresse zu treten und den Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu verkünden. Auch der Bundesregierung würde ein wichtiger Indikator fehlen, um auszudrücken, warum ihre Frühjahrsprognose so ausfällt, wie sie ausfällt. Darüber würden dann Frau Merkel alias >>Mutti<< graue Haare wachsen, die nun wirklich weder zu ihrem blauen Hosenanzug passen, mit dem sie Tag für Tag im Regierungsviertel herumläuft, noch zu dem Kleid mit dem viel zu tiefen Ausschnitt, mit dem sie zu den Wagnerfestspielen ging und die Nation begeisterte. Das können Sie doch wohl nicht ernsthaft wollen?
Mich hat unterdessen noch kein PERSONALER eingestellt, ob es an meiner schiefen Nase liegt, meinen viel zu groß geratenen Segelohren, ich weiß es nicht. Ab sofort gehe ich deshalb neue Wege, das sollten Sie auf jeden Fall auch in ihre engere Erwägung ziehen. Von jetzt an bewerbe ich mich anonym.
Ja, ich ersetze einfach das Foto mit meinem Konterfei durch ein Smiley-AbziehbildJJJ. Und was soll ich Ihnen sagen, es sieht nicht nur gut aus, auf die Dauer ist es auch bedeutend günstiger als die Bewerbungsfotos vom Fotografen. Konsequenterweise lege ich dann statt meiner Arbeitszeugnisse auch nur Blanko-Blätter in meine Bewerbungsmappe. Ich meine, die Zeugnisse beschreiben ja doch nur, dass ich in dem, was ich tue, überdurchschnittlich gut bin, also auch darin, der Arbeit fernzubleiben.
In diesem Sinne, bleiben Sie neugierig!!
Ein Beitrag von Dirk Exner für BS-Live!