Mumme - Der Energy-Drink des Mittelalters
Spätestens seit der Mumme-Meile ist der Malztrunk den Braunschweigern wieder ein Begriff. Im Mittelalter ein Kultgetränk heute fast vergessen. Aber zum Glück nur fast! Christian Basilius, Geschäftsführer der Brauerei H. Nettelbeck KG, haucht dem alten Rezept wieder Leben ein.
Den Ursprüngen der Mumme auf die Spur zu kommen ist nicht ganz einfach. Wie so oft, gibt es auch darum viele Geschichten. Hat es ein Christian Mumme gebraut? Hat die Mumme ihren Namen, weil mal ein Ochse durchs Fenster schaute und muh-meh machte?
"Erstmals wurde die Mumme in Braunschweig 1390 erwähnt. Zu einem Fest wurde sie einem hochrangigen Mann als Geschenk überreicht zu dem Zeitpunkt muss die Mumme also schon recht populär gewesen sein." so Christian Basilius. Wer genau sie nun aber erfunden hat, bleibt ungewiss: "Früher hat fast jeder Haushalt seine eigene Mumme gebraut, da gab es natürlich viele geschmackliche Unterschiede. Es soll bis zu 500 Mumme-Brauereien in Braunschweig gegeben haben." erzählt Basilius.
Wegen ihrer guten Haltbarkeit als Proviant für Seefahrer verwendet, wurde die Mumme schon bald in der ganzen Welt bekannt und verkauft nachdem das Rezept verraten wurde, auch hergestellt. "Man erzählt sich, dass das Guiness ein nachgeahmtes Mumme-Bier ist. Ich bin letztens sogar auf ein altes Tuborg-Mumme-Logo gestoßen.", so Basilius. Aber wie das nun mal so ist, Trends kommen und gehen und so ging irgendwann auch das Interesse an dem Getränk verloren. Zudem wurde auf die Ware hoher Zoll erhoben und oft litt die Qualität unter dem Wissensdurst der neugierigen Zollbeamten (die probierte Menge wurde von den Zöllnern mit Wasser wieder aufgefüllt ).
Die Produktion lohnte sich kaum noch und wurde in vielen Brauereien wieder eingestellt. Während des zweiten Weltkrieges war die Brauerei der Geschwister Nettelbeck neben der Brauerei Steger die letzte, die noch Mumme herstellte. Ihre Brauerei, die sich damals noch Hinter den Brüdern befand, wurde im Krieg komplett zerstört. "Mein Großvater Leo Basilius hat nach Ende des Krieges die Mumme-Brauerei den Geschwistern Nettelbeck abgekauft und an neuer Stelle wieder aufgebaut. Von dem Inventar war leider nicht mehr viel verwertbar, wichtig war aber auch in erster Linie das Rezept." Seit dem wird die Nettelbecksche Mumme in der heutigen Leipziger Straße 184 in Braunschweig-Stöckheim hergestellt.
Die heutige Mumme hat mit der mittelalterlichen nicht mehr viel gemein. Damals war die Mumme eher ein dunkles, dickflüssiges Starkbier, das heute keiner mehr trinken würde. Ende des 18. Jahrhunderts verzichtete man auf die Vergärung, die Mumme wurde zu dem alkoholfreien Malzextrakt. In dieser Form später auch als Medizin verschrien, erinnerte sich bald kaum noch jemand an den einstigen Kultstatus des Getränks. In der Nettelbeck-Brauerei geriet die Mumme aber nie völlig in Vergessenheit., man bemühte sich stets, diese Braunschweiger Tradition am Leben zu erhalten. "Ich freue mich, dass die Mumme nun endlich ein Revival erlebt.
Dass sie wieder bekannter wird, haben wir aber zu einem großen Teil der Zusammenarbeit mit dem Braunschweiger Stadtmarketing und der Mumme-Meile zu verdanken." Mittlerweile gibt es diverse Koch- und Backrezepte mit Mumme, "denn zum puren Verzehr ist die Mumme nur bedingt geeignet, es ist eben ein Extrakt", klärt Basilius auf. Auf dem Markt findet man Brot, Käse, Wurst, Senf, Essig, Kekse, Pralinen und Marmelade mit Mumme. Auf der Homepage www.bs-mumme.de wurden Rezepte für Braten, Gulasch, Soßen und Kuchen mit Mumme zusammengetragen.
Mit dem neuen Erfolg des Produkts kam auch die Idee wieder auf, ein Mumme-Bier zu brauen. Wie sich schon bald herausstellte eine gute Idee! "Die Leute mögen das Bier und kaufen es gerne." Zudem ergänzt es perfekt die Mumme-Produkt-Reihe. Wer will, muss auf Mumme im Essen gar nicht mehr verzichten.
Verkaufsstellen in Braunschweig:
Bier: Görge/Edeka, Karstadt (weitere sind geplant)
weitere Mumme-Produkte: Tourist-Info, Buchhandlungen Graff+Thalia, Papyrus, diverse Apotheken
Mumme-Meile: 31.10.2009 - 01.11.2009, www.braunschweig.de/mummemeile
Text: Romana Ringel