Leckerbissen in jeglicher Hinsicht
Das Gute, Originelle und Innovative liegt oft so nah, dass man eigentlich drüberstolpern muss. Und trotzdem gelingen so grandiose Ideen aus der Kategorie "Geniestreich" noch lange nicht Jedem und noch lange nicht jeden Tag. Ich frage mich oft, warum das eigentlich so ist - ich weiß wohl: Frage und Antwort hierzu haben eher Marketing-philosophischen Charakter.
Betrachtet man die Idee der Mafia-Parodie "Die Leibspeisen des Paten" etwas genauer, so ist hier definitiv ein Geniestreich gelungen. Der enorme überregionale Erfolg belegt das auch, so dass man hier sicher nicht von einem bereitwilligen Lippenbekenntnis eines begeisterten Zuschauers sprechen kann. Das Geniale an dieser Show ist die Verbindung aller Sinne zu einem Genuss-Arrangement aus Riechen, Schmecken, Hören, Sehen und für den einen oder anderen sogar besonders intensiv auch Tasten. Alle Sinne werden absolut gekonnt verführt, mit Spitzenqualität einen ganzen Abend mehr als drei Stunden lang verwöhnt und selbstverständlich auch animiert, beim nächsten Event dieser Art wieder dabei sein zu wollen.
Giorgio Claretti, von Beruf Pianist, zeigt mit seiner Fünf-Mann-Show zum 5-Gang-Menü ganz deutlich, dass er weitaus mehr ist, als ein Künstler, der in der Meisterklasse Klavier spielen kann. Er ist ebenso in der Feinheit der Wortspiele und Ausdrucksmalerei zuhause, wie in der spielerischen Führung eines komplexen Showprogramms. Selbstverständlich müssen dabei alle passenden Klischees herhalten, müssen alle Akzente markant und passend gesetzt werden, selbst wenn es beispielsweise nur um die authentischen sprachlichen Akzente des Mafioso-Deutsch geht. Hier sitzt und passt wirklich jede noch so nebensächlich erscheinende Kleinigkeit auf den Punkt genau!
So ist es nicht verwunderlich, dass man sich als Gast dieser Dinnershow vom ersten Moment an in das Szenario der Geburtstagsfeier des Paten vollkommen integriert fühlt. Die ganze Geschichte dieses 50-sten Geburtstages verbindet die Künstler, das gesamte Serviceteam, die Besucher und auch die fünf Menügänge perfekt zu einem Ensemble der Sinne, in dem manche überraschende Wendung auch reichlich Grund zum Lachen bietet. Die "Leibspeisen des Paten sind" Programm und Speisekarte in Einem und in jeder Hinsicht als Leckerbissen zu bezeichnen. So ist es nicht übertrieben, wenn die Veranstalter erstklassiges Entertainment ankündigen und von einem garantiert unvergesslichen Abend sprechen. Abende dieser Art sind bestens dafür geeignet, dass ein breites und extrem zufriedenes Grinsen noch über Wochen im eigenen Gesicht eingefroren beständig und spontan bei jeder Begegnung auf dem Flur, im Treppenhaus, im Aufzug oder im Büro den Neid des gesamten Kollegiums weckt aber wie heißt es doch gleich: Mitleid bekommt man geschenkt, aber Neid muss man sich verdienen!
Es ist dann für jeden Einzelnen vielleicht sogar besser, nicht von noch weiteren Details des Abends zu erzählen, denn wer weiß, ob nicht der eine oder andere Kollege ungeahnte bis heimliche Verbindungen zur Camorra hat und anschließend die Betonmischmaschine im Hof vor dem Büro auffahren lässt. Andererseits verstehe ich sehr gut, dass der Eine oder Andere unbedingt die Blicke genießen möchte, wenn er von den edlen Köstlichkeiten aus Kilian"s Raffinerie schwärmt. Ich sage mir ja in solchen Situationen auch hin und wider heimlich "mit einem Stiletto im Rücken gehe ich noch lang nicht nach Haus!" Zugegeben ich wäre mir dann nicht so sicher, wie die Künstler es sich sein können, den Bogen von Intensivstation zu Reinkarnation quasi in realiter gespannt zu bekommen. Da bin ich dann doch lieber Zuschauer und Genießer.
Und genau diese Rolle kann ich wirklich jedem wärmstens empfehlen. Es gibt ja noch zwei Veranstaltungen des Paten in Braunschweig, am 11. Mai und am 9. Juni diesen Jahres, wo sich jeder unbedingt anmelden sollte, der gerne exzellent speist, gerne besonders gut unterhalten wird, gerne lacht und gerne etwas wirklich Außergewöhnliches erlebt.
Thomas Kestler